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  • Svenja K. Buchner im Interview

    Autoreninterview

    Svenja Buchner spricht über die Entstehungsgeschichte und die Hintergründe ihres Debütromans „Bis die Zeit verschwimmt“.

    Mit „Bis die Zeit verschwimmt“ ist Ihnen ein eindringliches Debüt über Verlust und Trauer, aber auch über Freundschaft und die erste Liebe gelungen. Erzählen Sie doch ein bisschen darüber, wie „Bis die Zeit verschwimmt“ entstanden ist. Woher kam die Idee zur Geschichte um Helene und Cassie? Wie lange haben Sie an dem Buch gearbeitet?

    Wenn eine Geschichte in meinem Kopf entsteht, dann fängt das meistens mit einzelnen Szenen an, an die ich immer wieder denken muss und die mich selbst faszinieren. So lange, bis ich diese Szenen dann gedanklich in einen Kontext setze und ein ganz grober Plot entsteht. So war es auch bei „Bis die Zeit verschwimmt“: die allererste Szene, die ich da im Kopf hatte, waren zwei Mädchen, die einander gegenüber stehen und sich anschauen, bis die eine davonläuft und die andere anfängt, ihr nachzujagen. Das war es, was ich daraufhin darstellen wollte: das Nachjagen über den Tod hinaus, was auch eine Art ewige Verbundenheit, ein Fortbestehen der Beziehung verdeutlicht und natürlich das stetige Suchen und hoffentlich auch Finden, das wir bei Helene erleben. Die Geschichte selbst habe ich vorher nur ganz grob umrissen, es gab keinen Schreibplan oder derartiges, die Figuren und die Handlung sind gereift und entstanden, während ich sie aufgeschrieben habe. Das führte natürlich dazu, dass ich das Verfasste immer wieder neu hinterfragen und abändern musste, damit der Plot am Ende wirklich stimmig ist, aber es hat mir auch ermöglicht, meine Figuren im Schreibprozess kennen zu lernen und meinen eigenen Impulsen beim Schreiben zu folgen. Insgesamt habe ich für den Text letztlich zwei bis zweieinhalb Jahre gebraucht. Dazu muss man aber sagen, dass ich mich damals im Masterstudium befand und es mehrere monatelange Schreibpausen gab. Die Nachbearbeitung zusammen mit meiner Lektorin fand erst danach statt und hat nochmal ein paar Monate in Anspruch genommen.

     

    Was hat Sie bewegt, einen Amoklauf als Ausgangspunkt des Romans zu nehmen?

    Ich wollte über Trauer schreiben, und so musste in der Geschichte jemand sterben. Ein Amoklauf hat für mich gut gepasst, da er ganz viele aufregende und spannende Aspekte für die Geschichte mitbringt – viele Fragen, viel Aktion, viel Bewegung und viel Emotion, eben weil ein Amoklauf so viele Menschen betrifft und menschengemacht ist. Es ist kein Unfall, sondern eine Gewalttat. Ein Tod, der auf der bewussten Entscheidung des Täters basiert. Das wühlt auf, das bewegt ganz viel in uns drin – und genau das wollte ich: den vielen verschiedenen Emotionen und Sichtweisen auf das Geschehene Raum geben.

     

    „Bis die Zeit verschwimmt“ zeichnet sich u.a. durch die nuancierte Figurenzeichnung aus. Sie arbeiten selbst als Psychologin: Was war Ihnen besonders wichtig bei der Darstellung der Emotionen und der Trauma- und Trauerverarbeitung der verschiedenen Charaktere?

    Trauerprozesse sind ganz individuell – genau wie die Menschen, die sie durchlaufen. Den einen, richtigen Umgang mit einem Verlust gibt es nicht, und ich denke es ist kaum zu beurteilen, wer nun richtig oder falsch oder angeblich gar nicht trauert. Ich habe entsprechend versucht, ganz wertfrei zu beschreiben, was passiert und warum es passiert, ohne etwas zu rechtfertigen oder zu verurteilen.

    Ebenfalls wichtig war mir die Perspektive auf Trauer und damit verbunden auf die Beziehung über den Tod hinaus. Lange Zeit galt (bei theoretischer, psychologischer Betrachtung) das „Loslassen“ des Verstorbenen als einziges Ziel des Trauerprozesses, inzwischen gibt es aber auch alternative Ansätze. Einer der neueren Ansätze besagt, dass es in der Trauer nicht ums Loslassen geht, sondern um ein Neugestalten der Beziehung zum Verstorbenen, also um eine Integration der körperlichen Abwesenheit der verstorbenen Person in diese Beziehung. Die Verbundenheit und Liebe wird dabei gezielt aufrecht erhalten, gepflegt und gestärkt. Die Beziehung wird also ganz bewusst weiter gelebt, sie überlebt – für mich persönlich eine ermutigende und hoffnungsvolle Perspektive, die auch in der Geschichte immer wieder durchscheint! Zum Beispiel, da Helene ihre verstorbene Freundin immer wieder sieht – hier sehen wir, dass Cassie gestorben ist, dass die Liebe und die Freundschaft aber immer noch da sind und bleiben werden. Auch am Ende des Epilogs wird das nochmal ganz deutlich.

     

    Hat die Arbeit als Psychologin Ihr Schreiben beeinflusst? Und geschah das in irgendeiner Form auch andersherum: Hat die Arbeit am Buch Auswirkungen auf ihre psychologische Tätigkeit gehabt?

    Ich denke, dass mir mein Beruf eine gewisse Sicherheit gibt, wenn ich mich mit gedanklichen und emotionalen Vorgängen auseinandersetze und darüber schreibe. Und dass ich in meiner Arbeit Menschen in schwierigen, teils höchst emotionalen Situationen begleiten darf, gibt mir gewissermaßen auch eine Form von Erfahrung, die das Schreiben über solche Thematiken erleichtert. Generell ist es aber so, dass ich meine Arbeit als Psychologin und das Schreiben relativ unabhängig voneinander sehe – es sind Lebensbereiche, die einander gut ergänzen. Mein Buch hat meine berufliche Tätigkeit demnach gar nicht beeinflusst – abgesehen davon, dass mich das kreative Schreiben ausgleicht und immer wieder für die Arbeit in der Klinik stärkt.

     

    Ein weiteres wichtiges Thema im Buch ist die Freundschaft von Helene und Cassie. Was macht diese Freundschaft so besonders?

    Helene und Cassie sind ja grundverschieden – die eine so selbstbewusst und aneckend, die andere angepasst und eher schüchtern. Da könnte es schnell passieren, dass ein Machtgefälle entsteht zugunsten der selbstbewussten Helene, aber das gibt es bei den beiden nicht. Der Umgang der beiden miteinander ist geprägt durch einen tiefen, fundamentalen Respekt füreinander, bedingungslose Akzeptanz des anderen mit all seinen Schwächen und Fehlern, eine lange gemeinsame Vergangenheit und natürlich starke Gefühle der Verbundenheit; die Loyalität dem anderen gegenüber hat fast immer Priorität. Deswegen fällt es Helene ja auch so schwer, sich auf Erik einzulassen – sie will Cassie gegenüber loyal bleiben.

     

    Was wünschen Sie sich, wie soll „Bis die Zeit verschwimmt“ bei den Leser*innen wirken? Bzw.: Was möchten Sie mit Ihrem Schreiben bewirken?

    Generell möchte ich mit meinem Schreiben Menschen emotional erreichen, ich will sie mitnehmen und berühren, etwas in ihnen in Bewegung setzen. So wünsche mir auch bei „Bis die Zeit verschwimmt“, dass die Geschichte auf der emotionalen Ebene nachhallt, und dass sie einerseits Spuren von Nachdenklichkeit und vielleicht auch Traurigkeit hinterlässt, aber auch Spuren von Mut und Hoffnung. Vielleicht bewirkt das Buch sogar beim ein oder anderen, sich näher mit seiner eigenen Haltung zum Sterben und zur Trauer zu befassen und zu erspüren, welche Herangehensweise an dieses sensible Thema sich für ihn oder sie gut und richtig anfühlt.

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