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  • Veronica Cossanteli über „Im wilden kleinen Schnergenland“

    Autoreninterview

    Das Kinderbuch „Im kleinen wilden Schnergenland“ ist schon über 100 Jahre alt. Die Autorin Veronica Cossanteli hat diesen Kinderbuchklassiker jetzt neu erzählt. In unserem Interview erzählt sie Dir unter anderem wie es war, eine so alte Geschichte in die heutige Zeit zu bringen.

     

    Wie würden Sie jemandem, der „Im kleinen wilden Schnergenland“ nicht gelesen hat, das Buch beschreiben? 

    Für jeden, der Freude an der Vorstellung einer Stadt in den Bäumen hat, wo man unterm Sternenzelt schlemmen kann, seine Einkäufe mit Muschelschalen und Geschichten bezahlt und vielleicht auf einem Zimtbär mitreiten darf … für euch empfehle ich einen Besuch im Schnergenland. 

    Schnerge sind klein, sie reichen gerade mal bis an die Tischkante, aber dafür haben sie ein großes Herz und die wunderbare Gabe, sich zu amüsieren (manchmal ein bisschen zu viel!). Sie mögen volle Bäuche, lustige Gesellschaft und ein friedliches Leben, auch wenn sie durchaus mutig sein können – und manchmal sogar ziemlich vernünftig –, wenn es denn unbedingt sein muss. 

     

    Gab es in dem ursprünglichen Buch etwas aus der Schnergenwelt, was Sie um jeden Preis bewahren wollten? 

    In meiner Adaption habe ich die Schnerge weitgehend so belassen, wie sie Mr Wyke-Smith damals beschrieb. Die ursprünglichen Schnerge waren vielleicht etwas blutrünstiger als meine: Es ist die Rede von vergangenen Kriegen und jeder Menge Bogenschießen (was letztlich zum Tod einer bestimmten Figur führte, die ich ganz weggelassen habe.) 

    Meine eigene Idee war dagegen, die Häuser der Schnerge in die Baumkronen zu verlegen und so ganz mit ihrer Waldheimat verschmelzen zu lassen. Auch habe ich mir die Freiheit genommen, ihren König zu einer Königin zu machen; denn es gibt ja noch einen anderen König und zwei fand ich einfach zu viel. Woher die Begeisterung für Schnüre und Strauße kam, weiß ich nicht mehr genau. Geschichten sind etwas Lebendiges und insofern überraschen sie ihren Autor, ihre Autorin auch manchmal selbst. Erhalten wollte ich unbedingt diese entspannte Gelassenheit der Schnerge und die Gabe einer behaglichen Zufriedenheit. Doch alle Welten, die von der Sonne verwöhnt werden, müssen auch ihre dunklen Seiten haben – sonst entsteht nicht viel Handlung. 

    Illustration: Paddy Donnelly

    Sie haben sowohl eine Schnergen-Adaption als auch zwei eigene Bücher geschrieben. Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen den Phantasiewelten? 

    Ich hatte eine glückliche Kindheit. Damals habe ich mich viel in erdachten, phantastischen Welten bewegt, sowohl in solchen aus Büchern als auch in selbst erschaffenen. Ich wuchs auf dem Land auf, mit allen möglichen Tieren, einige davon waren erfundene (von denen manche viele Jahre später ihren Weg in mein Buch Wilder Wurm entlaufen fanden). Die Trennlinie zwischen real und nicht real hat mich nie sonderlich interessiert. Das ist in vieler Hinsicht bis heute so geblieben. Meine eigenen Bücher spielen in einer realen Welt – aber einer mit eingewobenen Strängen von Magie und Phantastik. Ich bezweifle, dass ich jemals eine Geschichte schreiben werde – egal in welcher Welt sie spielt –, in der nicht etliche Tiere eine Rolle spielen. 

     

    Was, glauben Sie, ist der Grund, dass so viele Menschen das Phantastische lieben und Bücher, die sie in andere Welten entführen? 

    Seit Tausenden von Jahren – seit Menschen das erste Mal in einer Höhle um eine Feuerstelle saßen, Feuersteine aneinander schlugen und Mammutknochen bearbeiteten – haben wir Geschichten erzählt, um uns die Welt zu erklären. Alle frühen Kulturen entwickelten ihre eigenen Mythen, um die Geheimnisse der Natur zu verstehen. Und bis heute reagieren wir fasziniert auf den Sirenenruf jeder gut erzählten Phantasiegeschichte. So wie die Schnerge ihre Feste gern mit einer vertrauten Geschichte ausklingen lassen, brachten auch diese frühen Erzählungen unsere Vorfahren am flackernden Feuer enger zusammen. Geschichten wurden zu einem menschlichen Bedürfnis. Vielleicht könnten wir auch ohne sie überleben, aber wir würden uns niemals wohlfühlen. 

     

    Kann man aus phantastischen Geschichten etwas lernen? 

    Im klareren Licht der phantastischen Welten – egal, ob von Menschen, Tieren, Robotern oder verlorenen Socken bewohnt – können Kinder ihre Gefühle und Empfindungen spielen lassen, immer geschützt von dem Wissen, dass das Erzählte erfunden ist. Gegen imaginäre Bedrohungen zu kämpfen, bereitet auf die Widerstände und Kämpfe vor, die das reale Leben für uns bereithält. In Geschichten können wir auch etwas über uns selbst lernen. Wären wir so raffiniert und schlau, den Menschenfresser-Riesen zu überlisten, und mutig genug, das Monster zu töten? (Oder wären wir, stattdessen, so lieb und nett, den Text umzuschreiben und sein Leben zu schonen …?) 

    Illustration: Paddy Donnelly

    Sind phantastische Geschichten vor allem etwas für Kinder? 

    Die menschliche Vorstellungskraft ist eine geheimnisvolle Sache, aber so wie ein Muskel muss auch sie versorgt und trainiert werden. Hört das mit dem Ende der Kindheit auf? Nein! Mehr denn je benötigen wir in einer von Geld beherrschten, hektischen und unsicheren Welt eine Zuflucht in der Phantasie, um unserer Seele etwas Ruhe zu gönnen. Ich empfinde Glück beim Schauen in einen besternten Himmel, beim Anblick eines vom Wasser geschliffenen Steins am Strand, in der stillen Gesellschaft von Bäumen. Im Moment lebe ich in einer Stadt und habe zu nichts davon Zugang, aber das ist nicht so schlimm. Warum? Weil ich die Superpower der Imagination gelernt habe. In Stressmomenten muss ich mich einfach bloß in das wunderbare kleine wilde Schnergenland zurückziehen. 

     

    Welche phantastischen Welten haben Sie als Kind am meisten gepackt und inspiriert? 

    Das ist lange her, aber ich erinnere meine Lieblingsbücher aus der Kindheit so genau, dass ich die zerlesenen Seiten noch förmlich schmecken kann (ich war die Jüngste und deshalb als Letzte dran!). Ich wich mit Peter Pan und Wendy Captain Hook und dem tickenden Krokodil aus; ich wanderte mit Winnie Puuh, dem Ferkel und allen anderen großartig dargestellten Figuren von A. A. Milne durch den Hundert-Morgen-Wald; ich bin mit Alice in den Bau des weißen Kaninchens und durch den Spiegel getreten. Ich fürchtete mich vor dem plattfüßigen Kobold in George Macdonalds Die Prinzessin und der Kobold und noch mehr vor den Wölfen der Weißen Hexe in Narnia (und kehrte doch immer wieder zurück, um mich von neuem zu fürchten). Später packten mich natürlich Der Kleine Hobbit und Der Herr der Ringe. Ganz oben auf meiner Liste müssen aber die Mummin-Bücher von Tove Jansson stehen. Zu ihnen kehre ich immer noch gern zurück – diesen bizarren und ein bisschen durchgeknallten Wesen, die aber stets freundlich und weise sind. Ich wünschte, die reale Welt wäre mehr so wie sie … 

     

    Aus dem Englischen übersetzt von Uwe-Michael Gutzschhahn 

    Das Interview erschien ursprünglich in der Zeitung Alfa & Omega

    Illustration: Paddy Donnelly

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