• Gratis Versand*
  • Lieferzeit 1-3 Werktage**
  • Bezahlmöglichkeiten
  • Geschenkeservice
  • Max Kruse über den einsamsten Beruf der Welt

    Autoreninterview

    Wie kam Max Kruse zum Schreiben? Welche Vorbilder hatte er? Und warum fand er den Beruf des Autors extrem einsam? In einem Interview hat er uns all diese Fragen beantwortet.


    Lieber Max Kruse, was hat Sie in Ihrem Leben am meisten beeinflusst – als Schriftsteller und als Menschen?

    Da steht zweifellos in erster Linie meine Mutter, mit ihrem nimmermüden Fleiß, ihrer übergroßen Liebe – nicht nur zu mir übrigens, sie gehörte einfach zu ihrem Wesen. Als Schriftsteller nenne ich zunächst mal die Kinderbuchautoren A.A. Milne mit Pu der Bär, Hugh Lofting mit Dr. Dolittle, Erich Kästner mit Emil und die Detektive ... und viele, viele andere. Die Liste der Erwachsenenautoren ist noch länger, ich muss mich beschränken auf Thomas Mann als Erzähler und Rilke als Lyriker, nicht zu vergessen natürlich die Romantiker und Goethe.
     

    Was fasziniert Sie?

    Die ganze Welt ist ein Faszinosum. Wollen Sie Menschen wissen, so nenne ich die vielen, erstaunlich begabten jungen Künstler und Künstlerinnen, vor allem auf dem Gebiet der Musik, die jungen Geigerinnen, Geiger und Pianisten und Pianistinnen.
     

    Haben Sie ein Vorbild oder gibt es jemanden, den Sie bewundern?

    Ach, das schwankt von Zeit zu Zeit und mit den Lebensjahren. Die Welt ist voller Wunder und es gibt glücklicherweise auch viele bewundernswerte Menschen. Die Namensliste wäre zu lang. Wo anfangen, wo aufhören? Lionardo, Michelangelo, Johann Sebastian Bach ... Und die vielen Naturwissenschaftler, die uns die Geheimnisse der Welt zu entschlüsseln versuchen. Der Name Einstein mag für alle stehen.
     

    Wenn Sie zurück schauen: Auf was sind Sie am meisten stolz?

    Stolz bin ich auf gar nichts. Stolz gehört eher zu den dummen Eigenschaften. Froh bin ich über Vieles, zum Beispiel dass es gelungen ist, meine erste Freundin und spätere erste Frau, eine „Halbjüdin“ unbeschädigt über alle Gefährdungen der Nazizeit gebracht zu haben. Meine Biografie „Im Wandel der Zeit“ erzählt auch davon.
     

    Wie kamen Sie auf den Berufswunsch Schriftsteller? Hatten Sie da schon eine erste Buchidee im Kopf bzw. den Wunsch für Kinder zu schreiben?

    Da es in meiner Kindheit weder Radio, noch gar Fernsehen und Internet gab, kannte ich nur Bücher, die ich verschlang. Auch Karl May, natürlich. Für mich stand immer fest, dass ich auch einmal Bücher schreiben wollte – allerdings dachte ich – als Kind – natürlich an „ganz richtige“ Bücher für Erwachsene. Zu den Kinderbüchern kam ich dann mehr durch Zufall, das heißt, durch den „Auftrag“ meiner Mutter, ein modernes Märchen zu schreiben, das sie mit Farbfotos von Puppen und Stofftieren illustrieren wollte. Daraus wurde „Der Löwe ist los“.
     

    Welchen Einfluss hatten Ihre künstlerisch begabten Eltern auf Sie?

    Sagen wir es mal so: Ohne sie und das künstlerische Elternhaus wäre ich sicher ein völlig anderer Mensch geworden.
     

    Was war Ihr schönstes Erlebnis als Kinderbuchautor?

    Das weiß ich eigentlich nicht so genau, wahrscheinlich, als ich das allererste gedruckte Buch von mir zu sehen bekam – eben: „Der Löwe ist los“. Und dann natürlich die tolle Wirkung der Filme der Augsburger Puppenkiste nach meinen Büchern, und – das ganz besonders – die vielen lieben und begeisterten Kinderleserbriefe, aus denen sich zum Teil jahrelange Freundschaften entwickelten.
     

    Wie schreiben Sie?

    Ich habe alles durchgemacht. Zuerst die Handschrift, später die mechanische Schreibmaschine, dann die elektrische, und heute den Computer, ohne den ich wahrscheinlich jetzt nicht mehr schreiben würde.
     

    Wie entwickeln Sie Ihre Geschichten? Haben Sie z.B. einen Lieblingsort, an dem Sie sich Inspiration holen oder kurz gefasst: Was inspiriert Sie zu Ihren Geschichten?

    Das ist ganz verschieden. Es gibt plötzliche Einfälle aus heiterem Himmel, Anregungen aus Gesprächen, aus Zeitungsnotizen, aber auch Anregungen von Verlegern – oder auch Aufgaben, wie damals für die Augsburger Puppenkiste. Lieblingsorte zum Schreiben kenne ich nicht, ich brauche Ruhe. Schreiben ist vielleicht der einsamste Beruf der Welt.
     

    Was machen Sie am liebsten, wenn Sie gerade nicht schreiben?

    Keine Ahnung! Früher spielte ich gern, wenn auch schlecht Klavier, ich wäre gern Pianist geworden. Seit ich mir aber die Hand erheblich verletzte, musste ich das aufgeben.
     

    Welche ist Ihre Lieblingsfigur in Ihren Büchern – das Urmel mal ausgenommen und warum?

    Sie werden lachen: das Kamel in „Der Löwe ist los“. Ich mochte seine schrullige, immer maulige, dabei herzensgute Art. Aber da sind natürlich noch viele andere, wie Wutz, Wawa und Ping Pinguin ...
     

    Wenn Sie sich Kinder und Jugendliche von heute anschauen: Was unterscheidet sie am meisten von Kindern vor 50 Jahren? Sehen sie trotzdem Gemeinsamkeiten?

    Da muss man unterscheiden. Die Kleinsten bis zum Schulalter haben sich wohl am wenigsten verändert. Dann beginnt die Verwandlung. Und trotzdem glaube ich, dass sich der innerste Kern, die Gefühlswelt, trotz aller Technik und sexuellen Freiheiten wenig verändert hat. Die Sprache und Denkweise sind natürlich ganz anders geworden.
     

    Gibt es einen Ort, den Sie gerne noch besuchen würden?

    Die Antarktis – und viele andere, den Grand Canyon, den Titicacasee – und liebend gern würde ich – wenn auch bitte nur kurz – in die Städte der Vergangenheit hineinschauen dürfen.
     

    Sie sind in einer noch „heilen Welt“ mit weitgehend intakter Natur aufgewachsen. Welche Probleme sollten wir Jungen am dringendsten versuchen zu lösen?

    Wir Menschen sollten endlich begreifen, dass wir Kinder der Erde und der Natur sind. Nicht mehr und nicht weniger. Die Natur zu erhalten ist unsere vordringlichste Aufgabe – das schrieb ich ja schon in den 70er Jahren mit „Froki und der Schatz der Erde“. Aber das weiß heute doch eigentlich jeder. Und das Bevölkerungswachstum muss dringend begrenzt, im Grunde sogar zurückgeführt werden. Schon heute wären vier Planeten wie unsere Erde nötig, um allen lebenden Menschen den gleichen Lebensstandard zu ermöglichen, den wir in den hoch industrialisierten Ländern immer noch genießen und für selbstverständlich halten. Diese vier Planeten gibt es aber nicht. Wir haben nur den einen.
     

    Wie bewerten Sie den Atomausstieg?

    Der wäre schon lange nötig gewesen.
     

    Was wünschen Sie sich zum 90. Geburtstag?

    Das Normalste, ich wage es kaum, es auszusprechen: Gesundheit. Und einen möglichst unbelasteten ruhigen Tag.

    Dieses Interview führte Svea Unbehaun, 2011.